Dienstag, 29. März 2011

Almosenbeutel II: Sticken

Ein zukünftiger Almosenbeutel
Nach meinem ersten Versuch einen Almosenbeutel zu besticken, war ich nicht ganz so glücklich. Durch das Flinkhandforum bin ich dann auf diese Seite hier gestossen, wymarc.com, mit wunderschönen Stickvorlagen für Almosenbeutel.
Leider sind die Vorlagen allesamt von Almosenbeutel für das 14. Jahrhundert, aber das soll mich nicht abhalten. Ich habe ein Muster ausgewählt, es versucht nach zu sticken, und es sieht traumhaft aus. Das ist der Beweis, es geht doch mit dem Sticken.

Da ich ja sowieso daran arbeite Borten und Muster fürs 12. Jahrhundert zusammen zu tragen, werde ich sicherlich auch mal noch einen fürs 12. Jahrhundert passenden Almosenbeutel besticken. Aber erst mache ich mal den hier fertig, sofern da irgendwann mal ein Ende in Sicht ist.  
Als Stickgarn, habe ich Sticktwist von Anchor gewählt. Der Stickgrund ist aus Leinen.

Dienstag, 22. März 2011

Beinlinge mit Fussteil Teil 2: Nähen

Beinlinge mit angesetztem Fussteil

Die Beinlinge für meinen Mann sind fertig und gefallen mir ganz gut.
Bevor ich mich an die feine Handnaht gemacht habe, heftete ich einen Beinling zusammen und liess meinen Mann nochmals anprobieren. Dies da der Originalstoff doch um einiges dicker ist, als die Moulure die ich angefertigt habe.
Nach einigen kleinen Änderungen konnte es dann ans Nähen gehen.

Da ich einen dichten, angewalkten Wollstoff genommen habe, musste ich die Schnittkanten nicht versäubern. Für eine schöne, flache Naht habe ich deshalb die Nahtzugabe auf 5 mm zurück geschnitten, übereinander gelegt und zusammen geheftet. Natürlich könnte man die Nähte auch nur mit Stecknadeln fixieren, aber ich mag es lieber geheftet. Zusammengenäht habe ich die Beinlinge mit einem Überwendlungstich, einmal um die Stoffkante auf der rechten Stoffseite und einmal auf der Linken.

Das Fussteil wird an das Beinteil genäht, danach werden die Beinlinge geschlossen.

Als erstes wird das Fussteil an das Beinteil genäht. Danach werden die Beinlinge geschlossen, von der Fussspitze beginnend.
Für einen angenehmeren Tragekomfort  habe ich die Beine noch mit einem feinen, weissen Leinenstoff gefüttert. Das Futter wird an der oberen Kante, rechte auf rechte Stoffseite genäht und danach verstürzt.

Die Geschlossene Fussnaht und das Futter bevor es verstürzt wird.

Da mein Mann etwas Bedenken hatte, dass ihn die Naht unter der Fusssohle stören könnte, habe ich die Beinlinge nur bis zu den Knöcheln gefüttert. Damit das Futter gut hält habe ich es mit einer dreifachen Ziernaht festgenäht. Dieselbe Ziernaht habe ich auch am oberen Ende der Beinlinge verwendet damit das Futter nicht rausrutscht und um mehr Stabilität zu geben.
Zuletzt habe ich vorderen oberen Rundung  jeweils zwei Nestellöcher eingeschnitten und umnäht.  An denen werden die Beinlinge an der Bruche festgenestelt.

Sonntag, 20. März 2011

Frauen im 12. Jahrhundert

Georges Duby, Frauen im 12. Jahrhundert


Heute habe ich das Buch "Frauen im 12. Jahrhundert" von Georges Duby, fertig gelesen und möchte es hier kurz vorstellen.
Es ist das letzte Buch des bekannten französischen Mediävisten und ist im deutschen Sprachraum leider vergriffen. Das Buch besteht aus drei Teilen die zum Teil einzeln jedoch noch erhältlich sind.
Teil I: Héloïse, Isolde und Andere, Teil II: Mütter, Witwen, Konkubinen, Teil III: Eva und die Prediger.

Duby versucht in seinem Werk, den Blick auf die Frau im 12. Jahrhundert zu schärfen und diesen in Texten nur schemenhaft vorkommenden Wesen ein Gesicht zu geben. Dabei behandelt er die Damen an den Französischen Höfen, da sie wenigstens ab und zu schriftlich erwähnt werden.
Anhand von vielen verschiedenen schriftlichen Quellen, die er auch untereinander vergleicht, versucht er ein Bild der Frauen im 12. Jahrhundert aufzuzeigen. Dies gelingt ihm jedoch nicht ganz. Die Gestalten der Frauen, ihre Gedanken und Wünsche bleiben schemenhaft in der von Männern dominierten Welt des 12. Jahrhunderts.

Donnerstag, 10. März 2011

Punzierte Schwertscheide

Punzierte Schwertscheide

Mein Mann baute sich eine Schwertscheide mit Punzierungen, hier sein Text dazu:
"Die Scheide besteht aus einem Holzkern welcher mit Lammfell ausgekleidet ist, eingefasst in Ziegenleder. Die Gürtung besteht aus festerem Rindsleder. Die Bindung wurde von mehreren Quellen rekonstruiert, verschiedene Illustrationen zwischen 1170 und 1190 zeigen ähnliche Bindungen. Detailliertere Rekonstruktionen sind aber fast nur von späteren Fresken möglich, etwa vom Naumburger Dom (1220–1250) oder dem Grabmal vom Erzbischof Siegfried III (1250), wobei auch da meist nur die Vorderseite der Scheide zu sehen ist.

Die Punzierung habe ich nachträglich hinzugefügt, um meiner Schwertscheide einen individuelleren Charakter zu verleihen. Vorlagen waren Funde von Messerscheiden aus dem ausgehenden 12. Jh (Knives and Scabbards, Medieval Finds from Excavations in London), sowie die Stilistik von Buchmalereien und Schnitzereinen um 1180 aus Zentraleuropa."

Mittwoch, 9. März 2011

Seidengarn

Seidengarn aus Schweden


Juhu meine Seide aus Schweden ist angekommen.
Mein Mann bekommt von mir für seine Surcotte noch eine Brettchenborte.
Beim ausrechnen der voraussichtlichen Menge an Garn die ich brauchen werde, habe ich gemerkt dass die Seide die ich dafür vorgesehen habe, leider nicht reicht.
Also blieb mir nichts anderes übrig als nach zu bestellen.
Und da es jetzt viel mehr Farben im Webshop hat, als damals am leergekauften Stand, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe zugegriffen.

Entdeckt haben wir das Seidengarn von Handeslgillet an den Medeltidsveckan in Visby. Solltet ihr jemals im Sommer nach Schweden reisen, macht einen Abstecher dorthin. Es lohnt sich!

Nun wo ich so viele Farben zur Auswahl habe, muss ich erst noch überlegen welche Kombination am Besten passt. Geplant ist eine Köperborte in einem Muster aus dem 12. Jahrhundert.

Dienstag, 1. März 2011

Beinlinge mit Fussteil Teil 1: Recherche und Schnittmuster

Bildrecherche für Beinlinge um 1180

Mein Mann möchte Beinlinge mit angesetztem Fussteil haben.
Also hab ich mich hingesetzt die Quellenlage studiert und ein Schnittmuster gezeichnet.

Als Grundlage für das Schnittmuster habe ich den Fund vom Bockstensman (nach Nockert/ wahrscheinlich 14. Jahrhundert) sowie die Beinlinge des Erzbischofs vom Bremen (z.B: Kania S.391/ 1. Hälfte 13. Jh.) genommen.
Beide Funde sind leider nach 1200. Den zahlreichen Handschriften nach hat sich die Form der Beinlinge bis auf die Weite, jedoch nicht gross verändert.
Zudem habe ich den Schnitt noch mit der Schnittzeichnung aus Sarahs Thursfield's "The medieval tailor's assistent" verglichen und leicht abgeändert.

Da ich mir nicht sicher war ob meine Schnittkonstruktion funktioniert, habe ich erst eine Moulure erstellt und meinen Mann anprobieren lassen. Das Fussteil musste ich durch abformen relativ stark abändern, so dass die Ähnlichkeit zu den Funden nicht mehr so gegeben ist.
Was beweist das mein Mann total unautenthische Füsse hat.

Zuschnitt der Beinlinge im schrägen Fadenlauf

Die Beinlinge habe ich im Schrägen Fadenlauf zugeschnitten. Der obere Saum ist mit einem ausgezogenen Schrägband verstärkt, da dieser durch das annesteln an der Bruche stark beansprucht wird.